Fachkräfte­netzwerk
Landkreis Altenkirchen

Wirtschaftsförderung des Kreises bietet Unternehmen eine neue Plattform zur Gewinnung von Fachkräften aus dem Ausland

KREIS ALTENKIRCHEN. Sie fehlen überall. Im Handwerk, in der Produktion, in der Pflege oder in der IT. Die Rede ist von Fachkräften. Und in den kommenden Jahren wird sich dieser Trend, trotz konjunktureller Schwankungen und dem verstärkten Einsatz von künstlicher Intelligenz, mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit verschärfen. Hauptgrund dafür ist die demographische Entwicklung. 1964 war der geburtenstärkste Jahrgang. Diese Generation wird in wenigen Jahren dem Arbeitsmarkt nicht mehr zur Verfügung stehen. Politik und Wirtschaft stellen sich immer häufiger die Frage nach der Kompensation. Potenziale wie die Künstliche Intelligenz oder auch die Steigerung der Frauenerwerbsquote sind zwar wirksame Instrumente, werden aber alleine nicht ausreichen. Mit Blick auf den Landkreis Altenkirchen fehlen jetzt schon jährlich 500 bis 800 Fachkräfte. Dies entspricht grob der Einwohnergröße von Ortsgemeinden wie Burglahr oder Bruchertseifen. Der dabei entstehende jährliche wirtschaftliche Schaden wird auf 90 bis knapp 150 Millionen Euro geschätzt. „Arbeitskräfte zählen neben dem Kapital und Boden zu den drei volkswirtschaftlichen Produktionsfaktoren. Das heißt, ein Rückgang der Anzahl von Arbeitskräften bedeutet zugleich eine Schwächung der Produktionsleistung. Wir als Wirtschaftsförderung des Kreises Altenkirchen haben aus diesem Grund ein Fachkräfteportal für Unternehmen aus dem Landkreis Altenkirchen aufgebaut“, so Lars Kober, Leiter der Wirtschaftsförderung, der in Zusammenarbeit mit Projektleiterin Fides Lang das Portal konzeptionell entwickelt hat.

„Wir hören immer mehr von den heimischen Unternehmen, dass Modelle wie Stellenanzeigen, Radio- und Kinospots oder auch das Anbringen von Banner am Unternehmenszaun zur Gewinnung von neuen Mitarbeitern nicht mehr funktionieren“, so Kober. Damit verbunden sei auch ein steigender Konkurrenzkampf unter den Firmen. Wer mehr biete, sei es das Gehalt, das neue Smartphone für den Azubi oder eine Vier-Tage-Woche, könne für sich selbst das Problem lösen, aber jede gewonnene Arbeitskraft bedeute zugleich eine verlorene Arbeitskraft bei einem anderen Unternehmen. „Das kann perspektivisch nicht die Lösung sein. Wir müssen dem Arbeitsmarkt zusätzliche Fachkräfte zur Verfügung stellen, und realistisch betrachtet liegen die größten Erfolgschancen bei der Gewinnung von Fachkräften aus dem Ausland“, ist Lars Kober überzeugt. Ohne Frage werde dies nicht einfach sein. Neben den Themen Integration und Sprachkenntnisse gebe es ein großes Wohnraumproblem. Aber unter dem Strich blieben der Wirtschaft nicht viele Optionen. „Über kurz oder lang werden sich Unternehmen mit der Gewinnung von Fachkräften aus dem Ausland beschäftigen müssen“, betont der Leiter der Wirtschaftsförderung.

Wie funktioniert das Fachkräfteportal?
Die Nutzung von Vergleichsportalen, Matching-Apps oder Kleinanzeigenportalen hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Das entwickelte Fachkräfteportal bildet einen Mix aus allem.

  1. Auf der einen Seiten stehen die Personaldienstleister, die einen Steckbrief ausfüllen und darin angeben, aus welchen Ländern sie Fachkräfte für welche Branchen / Berufe, mit welcher Qualifikation und welchem Sprachniveau, rekrutieren können.
  2. Auf der anderen Seite sind es die Unternehmen, die ebenfalls per Steckbrief eine Art Stellenanzeige aufgeben. In diesem kann das Unternehmen bestimmte Kriterien festlegen. Zum Beispiel kann es gewisse Herkunftsländer ausschließen oder das geforderte Sprachniveau angeben.
  3. Ein eigens entwickelter Algorithmus vergleicht die Unternehmensanfrage mit den Leistungsprofilen der Personaldienstleister. Stimmen Anfrage und Leistungsprofil überein, erhalten die Personaldienstleister per E-Mail die Info, dass im Portal eine Anfrage gestellt wurde.
  4. Die Personaldienstleister können auf diese E-Mail antworten und ihr Interesse an einer Zusammenarbeit bekunden.
  5. Die Unternehmen können nach Durchsicht der Rückmeldungen selbst entscheiden, mit welchen Personaldienstleistern sie in Kontakt treten möchten. Erst dann erhalten diese Kenntnis darüber, welches Unternehmen die Stellenanzeige geschaltet hat. Bis zu diesem Zeitpunkt tritt das Unternehmen anonymisiert auf.
  6. Der weitere Austausch, bis hin zu einem möglichen Vertragsabschluss, findet dann losgelöst von der Plattform statt.

Vereinfacht ausgedrückt muss ein Unternehmen nur eine Anfrage stellen, erhält aber Rückmeldungen von allen Personaldienstleistern, die die Anfrage bedienen können. „Die Anzahl der Personaldienstleister, die jetzt schon auf dem Portal vertreten sind, ist mit 23 schon sehr beachtlich“, findet Lars Kober. Für jede Branchen gibt es mindestens fünf Anbieter. In den nächsten anderthalb Jahren soll eine Marketingkampagne dazu genutzt werden, das Portal in der Unternehmerschaft bekannt zu machen.

Das Portal ist zu finden unter www.fachkraefte-ak.de

Bei Fragen können sich Unternehmen an Fides Lang (fides.lang@kreis-ak.de Tel.: 02681 81 3908) wenden.